1526 - Galaxis der Verdammten by Unbekannt

1526 - Galaxis der Verdammten by Unbekannt

Autor:Unbekannt [Unbekannt]
Format: epub
veröffentlicht: 2010-01-10T12:08:56+00:00


4.

„... Alle Wasser laufen ins Meer, doch wird das Meer nicht voller. An den Ort, da sie herfließen, fließen sie wieder hin ..."

*

Der Wind sang in den Glastürmen wie in Äolsharfen. Überall ragten diese kristallklaren Türme aus dem schwarzen, wie poliert glänzenden und völlig ebenen Boden. Silbrig schimmernde Trennfugen teilten den Boden in große Quadrate ein. Über allem aber spannte sich ein ewig gleicher bernsteinfarbener Himmel.

Ewig gleich? Nein, eine gewisse Veränderung gab es doch. Jeden Morgen tauchte die kleine blaue Sonne Kryptharim Osten über den Horizont, zog tagsüber am bernsteinfarbenen Himmel von Ma-Nu-The ihre Bahn und versank jeden Abend im Westen unter die Horizontlinie. Tag für Tag. Nachts wurde es dennoch nicht völlig dunkel, denn da leuchteten die zahllosen Glastürme in weißem Licht. Nur still war es nachts, denn der Wind wehte nur vom Aufgang bis zum Untergang Krypthars.

Die kleine blaue Sonne stand im Zenit, als die Frau aus einem der Türme ins Freie kam. Das geschah allerdings nicht durch eine Tür. Es geschah überhaupt nicht durch eine Öffnung. Die Frau schwebte einfach durch das kristallklare Material hindurch, weil sie ins Freie wollte. Sie spürte keinen Widerstand dabei. Es schien, als wäre der Turm nur eine immaterielle Projektion.

Doch dieser Eindruck trog.

Sie merkte es, als sie draußen auf der spiegelnden Schwärze stand und eine Hand nach dem Turm ausstreckte. Ihre Finger trafen dort, wo sich die Außenfläche des Turmes befand, auf festen Widerstand. Aber sie wollte ja auch nicht zurück.

Die Frau wandte sich von dem Turm ab und musterte ihre Umgebung. Sie war jedoch nicht ganz bei der Sache, denn sie versuchte sich daran zu erinnern, wie sie nach Ma-Nu-The gekommen war und warum und was sie auf dieser Welt suchte.

Sie war in einem kuppeiförmigen Raum unter der Oberfläche angekommen. Im selben Augenblick hatte sie den Namen des Planeten und seiner Sonne gewußt.

Angekommen?

Wie angekommen?

Sie erinnerte sich nur daran, daß sie dagewesen war, daß die Luft eigentümlich gerochen hatte und daß in den Wänden verborgene Aggregate leiser werdend ausgelaufen waren.

Wo war sie vorher gewesen?

Sie schloß die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Nach einer Weile sah sie vor ihrem inneren Auge undeutlich etwas, das nur ein. Gesicht sein konnte.

Das Gesicht eines Hominiden?

Es war schmal und lang, mit hoher Stirn, zwei Augen mit goldfarbenen Pupillen, zwei Ohren, einer leicht gekrümmten Nase, einem schmallippigen Mund und einem wuchtigen Kinn. Das blauschwarze Kopfhaar glänzte metallisch und lag so eng an, daß es fast wie aufgemalt wirkte. Die Gesichtshaut war weiß und von haarfeinen Rissen durchzogen.

Tiefe Niedergeschlagenheit erfüllte die Frau. Das Bild vor ihrem inneren Auge verschwamm und erlosch allmählich.

Als sie einen gellenden Schrei zu hören glaubte, preßte sie ihre Hände gegen die Schläfen, weil sie den Verstand zu verlieren fürchtete, denn etwas war wie ein greller, heißer Blitz in ihr Bewußtsein gefahren.

Etwas, das danach gierte, sie in Besitz zu nehmen.

Und sich danach in Sicherheit zu bringen.

Die folgenden Erinnerungen waren undeutlich, da sie für einige Zeit nicht mehr sie selbst gewesen war. Etwas Fremdes hatte ihre Handlungen bestimmt und sie dazu gebracht, etwas zu tun, das offenbar dazu geführt hatte, daß sie auf Ma-Nu-The angekommen war.



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